Zwergsteampunker 3

Vorwiegend habe ich mich in den letzten Jahren mit den "Uralt-Röhren" beschäftigt und Versuchsaufbauten, zuletzt mit z.B. den Endpentoden wie L1623D, EL3, EL6, ... .Danach habe ich mit den neueren Röhren wie EL84, ECL86 u. CO... experimentiert.

Als Signalquelle nutzte ich meistens mein Handy oder "vernetze" die Schaltung mit einen Bluetooth-Adapter!

Aber seit einiger Zeit beschäftigt mich der Wunsch, doch mal einen kleinen Röhrenverstärker aufzubauen.

Er sollte ein richtiger "Winzling" werden, muss nicht mal Stereo sein, sollte aber dennoch eine Ausgangsleistung von mindestens 3 Watt (Sinus) haben und dazu noch richtig gut klingen!

Ein "magisches Auge" darf natürlich auch nicht fehlen!

Da ich die Röhren während des Betriebes sehen möchte, denke ich an einen offenen Aufbau.

 

 

Und da sind sie auch schon! Die kleinen doch so großen Fragezeichen:

  • Welche Röhren sind für dieses Projekt überhaupt geeignet ?
  • Wie sieht das Netzteil hierfür aus ?
  • Wie gestalte ich ein wirklich ansprechendes Gehäuse ?
  • Welche Materialien kommen am besten zum Einsatz ? 
  • Wie groß oder besser wie klein darf der Verstärker letztendlich wirklich werden?
  • Welches "magische Auge" kann ich verwenden?

 

Auswahl der Röhren für dieses Projekt:

Bei der Auswahl der Vor-u. Endstufenröhren habe ich mich für die Miniatur-Röhren der P-Serie entschieden.

Sie haben nur sehr geringe Heizspannungen, der Strom beträgt in Serie nur 300 mA. Damit bleibt der benötigteTrafo bei einer maximal benötigten Leistung von ca. 8W relativ klein!

In einem Versuchsaufbau habe ich die PL95 zusammen mit der PC92 getestet und wurde in meinen Erwartungen an Klang und Dynamik weit übertroffen.

Der Heizstrom des magischen Auges sollte natürlich ebenfalls 300mA betragen, damit ich es mit

den anderen Röhren in Reihe schalten kann!

Als perfekte Lösung erwies sich nach Auswertung diverser Datenblätter die Röhre EM71.

Alternativ währe auch die EM80 möglich, ist aber lange nicht so dekorativ!

Allerdings werde ich sie mit auf der Grundplatte unterbringen müssen. Innerhalb wäre sie zu groß.

 

Nun zum Aufbau des Verstärkers:

Begonnen habe ich mit dem Entwurf des Netzteils:

Wie abgebildet, habe ich hier eine Punktraster-Platine verwendet. Zur Erzeugung der Heizspannung hatte ich gerade einen Printrafo mit 15V/10W zur Verfügung. Da er nur bei der Nennleistung 15V abgibt, also 650mA, ergab sich bei 300mA immer noch eine Spannung von 18V! Ein Vorwiderstand von 6,8 Ohm 5W passte perfekt (links neben dem Trafo). Auf die Siebdrossel habe ich aus Platzgründen verzichtet.Dafür habe ich eine wesentlich wirkungsvollere MOSFET-Stabi-Schaltung für eine feste Ua=250V aufgebaut. Dies alles befindet sich unterhalb des Trafos. Links neben dem Trafo hat noch die Ansteuerung für das magische Auge platzgefunden.

Der Röhrenverstärker, das Herz dieses Projektes:

Das Anfertigen der Verstärkerplatine gestaltet sich schon etwas schwieriger. Sie ist ja auch gleichzeitig Teil des Gehäuses und erfordert deshalb neben dem Aufbau der Schaltung auch einiges an mechanischen Arbeiten!

Als erstes habe ich als Basismaterial eine Pertinaxplatine zugeschnitten und mit allen Bohrungen und Öffnungen versehen, die für die Befestigung der Baugruppen/Bauelemente und Lötleisten nötig sind. 

Die Platine habe ich dann mit feinem Streckgitter überzogen und die Bohrungen für die Röhrensockel sowie des Zierknopfes, freigekniffen.

Da ich den Röhrenverstärker frei verdrahte, habe ich an der Unterseite eine zweireihige Lötleiste befestigt. Die erforderlichen Bauelemente können so

gut platziert, fixiert und aufgelötet werden.

Die fertig aufgebaute und verdrahtete Schaltung des Verstärkers. Sie kann bei der Endmontage und Inbetriebnahme noch etwas variieren!      Der Versuchsaufbau zeigte das die Vorstufenröhre PC92 sich gerne an ihre ursprüngliche Verwendung als Oszillator "erinnert"!                                         Es werden deshalb letztendlich evtl. noch Maßnahmen zur

                                             Schwingneigungsunterdrückung erforderlich sein. 

Die Aussteuerungsanzeige mit dem "magischen Auge":

Der Aufbau dieser Baugruppe stellte sich als Geduldsprobe heraus. Ich wollte die Röhre ja nicht in

einem plumpen Kasten oder Rohr verstecken! Von der Anzeigeröhre sollte auch möglichst viel vom

System während des Betriebes sichtbar und trotzdem stabil befestigt sein.

Ich entschied mich deshalb, dieses Gehäuse zweiteilig aufzubauen.

Um funktionell einen dekorativeren Effekt zu erreichen, "überwacht" das Auge das Eingangssignal.

So wird die Dynamik des Fächers auch bei geringer Lautstärke dargestellt und man erkennt sofort

eine Übersteuerung des Verstärkers.

 

Aus 32mm Kupfer-Rohr schnitt ich mit einem Rohrschneider zwei verschieden breite Ringe zu. Den schmalen Ring verlötete ich mit einem zuvor bearbeiteten Messing-Zahnrad. Dies bildet den vorderen Teil der Halterung. Den hinteren breiten Ring habe ich Streckgitter verkleidet.  Deren Seiten schloss ich mit aus Messingrohr gebogenen Ringen ab und verlötete sie. Auf den Röhrensockel habe ich verzichtet, um den Durchmesser der Kupferringe so gering wie möglich zu halten. Der Metallfuß ließ sich vom Glaskolben leicht lösen und dient perfekt als  Abschlusskappe des hinteren Kupferringes.

Es ist gar nicht so einfach, die Röhre mit der wichtigsten passiven Bauelementen in den Ringen unter zu bringen. Dafür braucht man dann doch etwas Geduld!

 

Hat man die fürchterliche "Fummelei" dann ohne Fingerbruch überstanden und die Einheit fertig aufgebaut, sieht das auf der Hauptplatine befestigt so aus!

Nun zum Gehäuse des Verstärkers

Da das Gehäuse stabil und gut isoliert sein sollte (Berührungssicherheit!), verwende ich als Basismaterial Holz und Pertinax.

Für  Aplikationen und andere Kleinteile kommen vorwiegend Kupfer und Messing zu Einsatz.

Für die Grundplatte verwendete ich 18mm starkes Leim-Holz. Die Seiten sind aus 13mm dicken Leisten. Damit die Kannten nicht zu "langweilig" wirken, habe ich die Seitenteile mit  Stab-Fräser und die Grundplatte mit Profil-Fräser bearbeitet. Zur Aufnahme der übrigen Gehäuseteile kam Messing-Winkelprofil zum Einsatz. Die Frontseite besteht aus mit

                                              Steckgitter verkleideten Pertinax.

Die hintere Abdeckung ist geteilt und verbirgt zwei mit Streckgitter verkleidete Platinen.

 

Bevor die Platinen verkleidet werden können, sollten sie an der "Bruchkannte" eine Fase geschliffen bekommen.Beim Kannten klafft die Oberfläche sonst auseinander! Es entsteht eine große mechanische Spannung, welche das Streckgitter in seiner Struktur unschön verändert.

Damit sich die Platinen beim Verkleiden nicht gegeneinander verschieben können, habe ich sie an der Bruchkannte mit Klebestreifen fixiert.

Das Gehäuse ist jetzt fast fertig!

Nun zur "Endmontage" und Inbetriebnahme!

So finden die Baugruppen im Gehäuse Platz.

Die Anschlüsse des Ausgangsübertragers

mußte ich aus Platzgründen verlagern.

Auf Grund der kürzeren Leitungsführungen als beim Versuchsaufbau, kam

es nicht zu Schwingneigungen und konnte so auf Maßnahmen zur

Schwingneigungsunterdrückung verzichten. Das wirkt sich natürlich positiv

auf den Klang aus, da ich keine zusätzlichen Kapazitäten benötigte. Die Chinch-Buchsen habe ich aus Sicherheitsgründen über einen Audio-

Kleinsignal-Übertrager potentialfrei gekoppelt. Er ist niederohmig und dient so optimal zur

Anpassung auch an Kopfhörerbuchsen von MP3-Playern. Da dies ein Mono-Block ist, sind beide

Kanäle von den Chinch-Buchsen über Entkopplungswiderstände an den Signal-Übertrager

zusammen geführt.

 

 Ich habe den Verstärker seit einiger Zeit mit MP3-Player und Laptop an meiner

Grundig Lautsprecherbox (8 Ohm/ 40W) völlig problemlos betrieben.

Zuletzt verwendete ich einen Bluetooth-Adapter. So konnte ich, ohne um zu stöpseln,

verschiedene Geräte verwenden. Der Klang auch hier sehr gut.

 

Möchten Sie sich einen Röhrenverstärker selber bauen, sollten Sie immer daran denken, daß  lebensgefährlich hohe Betriebsspannungen erforderlich sind und auch Grundkenntnisse in der Röhren-Technik notwendig sind!

 

Auch würde ich zum Testen von Schaltungen oder Geräte idealer weise immer erst netzunabhängige

Signalquellen verwenden. Auch sollte man beim Anschließen hochwertiger und teurer Technik immer besondere Vorsicht walten lassen. Lieber noch mal nachfragen und nachlesen, bevor man

anschließt, um Schäden zu vermeiden!

Ein Trenntransformator ist am Arbeiten solcher Schaltungen unerlässlich!

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Waldi (Dienstag, 15 November 2016 12:59)

    sehr gut

  • #2

    Nico (Montag, 26 Februar 2024 23:02)

    Ein Traum von einem Verstärker......